Mein ärztlicher Rat: Steig um auf's Rad!

(erstveröffentlicht im Juni 2008 in GN-HORN)

Es gibt zwei medizinische Gründe, warum Radfahren sinnvoll ist:

1. Es fördert die eigene Gesundheit durch vorbeugende Wirkung gegen Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenerkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates inklusive Osteoporose und es hat auch positive Effekte auf auf Abwehr- und Nervensystem, besonders bei älteren Menschen auch auf das Gleichgewichtsorgan. Auch manche Krebsarten treten bei RadfahrerInnen signifikant seltener auf.

2. Durch den gezielten Einsatz des Fahrrads an Stelle des Autos wird die Bildung von Treibhausgasen reduziert und damit das Krankheitsrisiko für Millionen Menschen verringert.Dieser zweite so wichtige Grund ist für viele Menschen trotz aller Klimawandeldiskussion in den Medien oft nicht leicht nachvollziehbar.

 

Deshalb einige Fakten:

1.Aus der Erklärung  von UN-Generalsekretär Ban – Ki - Moon zum Weltgesundheitstag 2008:

 

„Der  Klimawandel gefährdet die Qualität und die Verfügbarkeit von Wasser und  Nahrung.  Er  verursacht  häufigere  und  stärkere   Stürme, Hitzewellen, Dürreperioden  und Überschwemmungen und verschlechtert die Qualität unserer Luft. Dies  führt  zu  größerem  menschlichem  Leid  durch  Verletzungen, Krankheiten, Mangelernährung und Tod.
 
   Wir  müssen  auf  diese  häufig  übersehene  Realität stärker aufmerksam machen  und sicherstellen, dass der Schutz der menschlichen Gesundheit auch beim Thema Klimawandel berücksichtigt wird.
 
   Die  Auswirkungen  werden vor allem in den armen Ländern zu spüren sein, die  am wenigsten für diese globale Krise können. Bis zum Jahr 2020 könnten fast   eine  Viertel  Milliarde  Menschen  in  Afrika  von  der  wachsenden Wasserknappheit  betroffen  sein. Die Ernteerträge in einigen afrikanischen Ländern könnten um die Hälfte zurückgehen.
 
   Mangelernährung und klimabezogene Infektionskrankheiten werden vor allem die  Verletzlichsten  treffen:  Kleine  Kinder,  Ältere  und Schwache. Arme Frauen   sind   besonders  gefährdet,  wenn  Naturkatastrophen  und  andere Gefahren, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, über ihnen hereinbrechen.“
 

2. Dem Bericht über die Menschliche Entwicklung der Vereinten Nationen (UNDP 2007/2008) ist zu entnehmen, dass die durchschnittliche Zahl der von Klimakatastrophen betroffenen Menschen in den letzten 30 Jahren von 38 Millionen auf 262 Millionen Menschen angestiegen ist. Über 98% der Betroffenen sind Menschen in Entwicklungsländern.

 

3. Auto- und Flugverkehr sind durch Direktemissionen (Treibstoffverbrennung) einerseits sowie durch die hohen Anteile an den dazugehörigen Sektoren Industrie und Energieaufbringung (inklusive Raffinerie) eine Hauptursache des Klimawandels. Deshalb wurden Auto und Flugzeug Klimakiller genannt. Aus medizinischer Sicht muss man sie Menschenkiller nennen. Denn sie sind wesentlich mitverantwortlich für die Zunahme von Krankheit, Hunger, Flucht, Elend und Tod von Millionen Menschen, größtenteils in Entwicklungsländern. Und die Tendenz ist stark steigend. Man kann sagen: Radfahren hat in der Industriegesellschaft selbst und in den von ihr geschädigten Entwicklungsländern zugleich prophylaktische und heilende Wirkungen.

 

Erfreulicherweise gab es in den letzten Jahren Initiativen des Landes Niederösterreich, des    Lebensministeriums und der Wirtschaftskammer, um Radfahren im Alltag zu fördern.

 

Wir müssen uns aber bewusst sein, dass die durch 4000 km Radfahren (anstelle von Autofahren) eingesparte Tonne CO2 durch einen einzigen Urlaubsflug in die Türkei oder nach Ägypten wieder neu produziert ist. Wir können, wenn wir das durch den Umstieg auf das Rad Ersparte falsch investieren, sogar mehr Schaden anrichten. Sehen Sie sich nur die Billigflugangebote an und rechnen Sie mit Hilfe eines Emissionsrechners. Und bloß weil die Flugemissionen noch nicht im Kioto-Protokoll enthalten sind, deswegen sind sie nicht weniger tödlich. Fragen Sie sich auch manchmal, wie viele von Klimaveränderungen betroffene Menschen noch sterben oder flüchten müssen, bis es zum Guten Ton und ethischen Codex der Tourismus-Branche gehört, wenigsten keine Werbung für Urlaubsflüge zu machen?

 

Neben anderen Maßnahmen, die Treibhausgasbildung und den Energieverbrauch zu reduzieren, ist die Reduzierung im Verkehr extrem wichtig, wobei auch hier das unbedingte Ziel ein Fünftel ist! Nahziel: maximal eine Tonne CO2 –Äquivalent/Person aus Mobilität.

Das heißt ca. 4000 km Auto und Flug zusammen pro Jahr oder 50.000 km Bahn oder (theoretisch) eine Million km Rad fahren pro Jahr. Hier sehen Sie das gesunde Potential des Fahrrads ganz deutlich.

 

Ich habe im Jahre 2006 bei der Evaluierung  von 10 Jahren Umstieg auf das Fahrrad den Begriff „Integriertes Radfahren“ geprägt: Wir müssen versuchen, möglichst viele Kilometer unserer gesamten Jahresmobilität auf das Fahrrad und an zweiter Stelle auf die Bahn zu verlegen.

Rad- und Bahn- Fahren als Klimaschutzmaßnahme ist nur dann effektiv, wenn dabei nachweislich die Auto- und Flugkilometer auf ein nötiges Minimum reduziert werden. (Am Abend eine Radrunde drehen und am Morgen wieder mit dem Auto in die Arbeit fahren bringt da ebenso wenig wie Mountainbiken mit Autoanreise oder gar Fluganreise.)

Für den Klimaschutz am effektivsten ist es natürlich, wenn das durch Radfahren ersparte Geld in Sanierung sowie den Ausbau von Ökostrom und saubere Energie investiert wird. Siehe: "Das Prinzip der dreifachen Entlastung!"

 

Wenn Sie so wenig wie möglich am Elend von Millionen Menschen beteiligt sein wollen, steigen Sie um, besser heute als morgen!

Freuen Sie sich über jeden Kilometer, den Sie nicht mit Auto oder Flugzeug zurück legen müssen.

Er ist gut für Ihre Gesundheit und für die Gesundheit von Millionen anderen Menschen.

Und noch ein kleiner Tipp: Wenn Ihnen das Treten zu anstrengend ist, besorgen Sie sich ein Elektrofahrrad und laden Sie es daheim mit Ökostrom auf.

<< zurück