Ein ärztliches Plädoyer für das Fahrrad

Zusammenfassung des Vortrags von Dr. Klaus Renoldner bei der Internationalen Konferenz zum Thema „Entwicklung von motorlosem Verkehr im Europakontext“
am 17. Juni 2009 in MIKULOV, Tschechische Republik

Projekt „Mezinárodní konference k rozvoji nemotorové dopravy v kontextu Evropy“

 

1. Radfahren ist gesund. Es hat vorbeugende Wirkung gegen fast alle typischen Krankheiten unserer „modernen zivilisatorischen“ Lebensweise:
Radfahren ist Prophylaxe gegen
Herz-Kreislauferkrankungen
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Fettstoffwechselstörungen
Lungenerkrankungen
Knochen- Muskel- und Gelenkserkrankungen inkl. Osteoporose

 

Es hat weiters positive Effekte auf Nervensystem und Psyche, Gleichgewichtsorgan und Abwehrsystem, und sogar manche Krebsarten kommen unter RadfahrerInnen signifikant seltener vor (z.B. Brustkrebs), wie jüngste Studien zeigten.
Umfangreiche wissenschaftliche Details über die Gesundheitsvorteile des Radfahren finden Sie unter anderem in den beiden großen medizinischen Radfahrstudien, der dänischen und der britischen.
2. Es gibt aber noch einen zweiten Gesundheits-Grund, um Rad zu fahren:
Die gezielte Verwendung des Fahrrads an Stelle des Autos trägt zur drastischen Reduzierung der Treibhausgasbildung (THG) bei.

Diese führt bekanntlich zur Erderwärmung  und damit neben anderen gefährlichen Effekten zum Anstieg der Zahl der Opfer hydrometeorologischer Katastrophen (Überschwemmungen, Erdrutsche, Dürren etc.) Diese Zahl ist lt. UNDP seit 1970 von 38 Millionen Menschen pro Jahr auf 262 Millionen Menschen in Entwicklungsländern angestiegen. Die THG – Verursacher sind überwiegend die Menschen der Industrienationen, aber die Opfer leben zu über 98% in Entwicklungsländern.
Die vom früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan eingesetzte Sonderkommission zur Erforschung der Klimawandelfolgen teilte im Mai 2009 mit, dass der Klimawandel jährlich bereits 300.000 zusätzliche Todesopfer in Entwicklungsländern fordert.
Und UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon ließ zum Weltgesundheitstag 2008 in seiner Botschaft verlauten:
„Der Klimawandel gefährdet die Qualität und die Verfügbarkeit von Wasser und Nahrung....Bis zum Jahr 2020 könnten fast eine Viertel Milliarde Menschen in Afrika von der wachsenden Wasserknappheit betroffen sein. Die Ernteerträge in einigen afrikanischen Ländern könnten um die Hälfte zurückgehen. Mangelernährung und klimabezogene Infektionskrankheiten werden vor allem die Verletzlichsten treffen: Kleine Kinder, Ältere und Schwache. Arme Frauen....“

Das österreichische Umweltbundesamt zeigt in seinem jüngsten Bericht, dass 28% der THG aus dem Bereich Verkehr stammen. Dazu muss man bemerken, dass in diesen 28% weder die THG-Emissionen aus Erdölgewinnung und Raffinerie, noch die aus der Autoindustrie, noch die aus Autobahnbau und -Erhaltung beinhaltet sind. Wir müssen also de facto zum Verkehrssektor noch beachtliche Teile der Sektoren Industrie und Energie (Raffinerie) dazuzählen.
Eine Untersuchung von H. Lunzer (Energieagentur der Regionen) aus 2006 zeigt folgende Brotto-THG-Werte in CO2-e pro Personenkilometer für Österreich:

 

Fahrrad                                                         1g/Pkm
Bahn                                                           20g
Elektroauto im Ökostrombetrieb           56g
Hybridauto                                               130g
durchschnittl. PKW                                248g

 

Sitzen in einem herkömmlichen PKW, einem Hybrid-PKW oder einem Elektro-PKW zwei oder mehrere Personen, so ist die Pro-Kopf-Emission entsprechend niedriger. Doch es läßt sich leicht errechnen, dass auch ein mit fünf Personen besetzter herkömmlicher PKW nicht die Pro-Kopf-Emission der österreichischen Bahn von nur 20g erreichen kann.

Diese enormen Unterschiede haben mich seinerzeit 2006 veranlasst, den Isoemissionswürfel und das Lernspiel Mobility zu entwickeln.

Der Umstieg auf das Fahrrad fällt vielen Menschen nicht leicht. Es gibt 1000 Gründe, nicht Rad zu fahren: Angst vor Regen,Wind, Kälte, Verkehr, Finsternis,  Versagen der eigenen Kräfte u.v.a.
Aber für die meisten dieser Probleme gibt es Lösungen. Meist bedarf es der Entwicklung einer persönlichen Logistik und einiger Umstellungen im Alltagsleben, um wirklich den Großteil aller Fahrten mit Rad oder in Kombination von Rad und Bahn  erledigen zu können.
Lernen kann man dazu auch in den Mobility-Workshops, die auf Anfrage  in Schulen,  Gemeinden und bei Umweltveranstaltungen durchgeführt werden.

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